Sonntag, 7. September 2014

Tansania

Diesmal ist der folgende Blogeintrag nicht von mir;) Heute gibt es einen Bericht von meinem Bruder Jannik Ramminger über sein aufregendes Jahr in Tansania. Also an alle die ihn kennen oder die daran interessiert sind..... einfach durchlesen! :) Wenn euch der Bericht gefällt und ihr noch mehr wissen wollt, dann lasst es mich wissen. Ihr könnt euch gerne bei mir in Facebook melden. Vielleicht gibt es ja dann nochmal einen Blogeintrag :)
Viel Spaß beim Lesen!
Ronja

Ein Jahr in Tansania. Mein Jahr in Tansania.

Hallo zusammen. Ich habe an dem staatlich geförderten Freiwilligendienst „weltwärts“ teilgenommen. Mit dem sogenannten „Internationalem Evangelischen Freiwilligendienst“, kurz IEF, bin ich über „Mission EineWelt“ (www.mission-einewelt.de) aus Neuendettelsau bei Nürnberg für ein Jahr nach Tansania geflogen.
Blick in die Berge und das Umland  
 
Warum? 
Tansania war für mich eine Möglichkeit um neue Erfahrungen zu machen, Neues kennen zu lernen, mich persönlich weiterzuentwickeln und natürlich war auch der westliche Gedanke des „ich möchte helfen“ ein großer Grund dafür. Im Nachhinein ist mir klar, dass ich nicht dazu da war, um der tansanischen Bevölkerung zu helfen, denn das ist nicht die Aufgabe eines Freiwilligen und es ist auch nicht möglich. Mein Aufenthalt war rein egoistischer Natur und der größte Nutznießer davon war und bin ich. Dies musste ich mit der Zeit erst lernen und es war sehr schwierig, das anzunehmen.
Blick auf Tandala

Wo habe ich gelebt?
Ich habe im Südwesten Tansanias in der Nähe des Malawisees in den Bergen auf ca. 2000 Meter Höhe in einem kleinen Dorf Namens Tandala in der Nähe von Makete gelebt. In dieser Region ist es unafrikanisch kalt, in den Monaten November bis Mai regnet es fast täglich und in den Bergen fühlte ich mich landschaftlich oft wie im tiefsten Allgäu. Ich wohnte in einem kleinen gemauerten Haus mit einem Blechdach am Rande des Geländes eines diakonischen Zentrums. Es gab kein Zaun, keine Mauer, nichts, was mich abgrenzte oder einschloss. Wenn ich zur Tür hinausging, war ich mitten im Dorf. Meine Nachbarn wurden nach und nach gute Freunde und oft saß ich stundenlang bei ihnen in der Küche und unterhielt mich. Ich versuchte, mich nicht abzugrenzen, sondern mich voll zu integrieren. Das hieß, das zu essen, was Tansanier essen (z.B. Reis mit Bohnen, Maisbrei, Kartoffeln oder Spinat), öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, wie jeder normale Bürger, die Sprache zu sprechen, die Sitten bzw. Benimmregeln zu kennen und auch anzuwenden, den westlichen Gedanken von Perfektion abzustellen, offen für das zu sein, was die Leute dir erzählen und sich füreinander Zeit zu nehmen. All das brachte mich mehr und mehr an die Menschen und ihre Lebensweise heran. 
Diakonie in Tandala

Was habe ich gemacht? 
Ich arbeitete drei Tage die Woche in einem privaten Kindergarten. Den Kindergarten besuchten 20-30 Kinder zwischen zwei und fünf Jahren. Meine Aufgabe war es, mich in allen Belangen um die Kinder zu kümmern. Ich spielte mit ihnen Ball oder Puzzle, unterrichtete sie (z.B. in Zahlen, Malen, Schreiben, usw.), aß mit ihnen Maisbrei, tröstete sie und nahm sie auf den Arm. An meiner Arbeit mit den Kindern hatte ich eine große Freude. Ich war nicht da, um ihnen die Welt zu erklären oder ihnen einen westlichen Erziehungsstil zu verpassen. Ich war einfach nur ein Teil des Kindergartens. Des Weiteren arbeitete ich zwei Tage die Woche in der Diakonie Tandala. Dort übersetzte ich im Büro Steckbriefe von Schülern aus dem Suaheli ins Deutsche für deutsche Partnerorganisationen. Und ich durfte des öfteren an Fahrten in die umliegenden Dörfer im Umkreis von 50 km teilnehmen, um Schülern Hilfsgüter wie Schuluniformen, Essen, Betten oder Sonstiges der Diakonie vorbeizubringen oder körperlich beeinträchtige Schüler abzuholen und diese an spezielle Schulen in größere Städte des Landes zu bringen. Durch das unterschiedliche und abwechslungsreiche Aufgabenfeld bekam ich einen sehr guten Einblick in verschiedenste Lebensbereiche. Nach einer gewissen Zeit konnte ich vieles alleine erledigen, denn all das Fremde wurde heimisch und ich dadurch in allen meinen Aktionen sicherer und selbständiger.
Die Arbeit im Kindergarten


Meine Nachbarjungs und ich


Was nehme ich mit?

Ich habe in diesem Jahr so viele positive Erfahrungen mit der Bevölkerung und dem Land gemacht. Eine davon ist, dass sich die Menschen Zeit für einander nehmen. Des Weiteren herrscht nicht so eine ausgeprägte Erfolgs- und Konsumgesellschaft, in der die Menschen immer mehr wollen. Sie sind zufrieden, mit dem was sie haben. Natürlich gibt es bei all den positiven Aspekten auch die negativen. Es war auch wichtig, sich mit den nicht so schönen Themen auseinander zu setzten. Tansania ist ein Entwicklungsland und das ist in vieler Hinsicht offensichtlich: Korruption, Armut, eine schlechte Infrastruktur. All das sind Themen, mit denen ich mich fast jeden Tag beschäftigt habe. Dabei musste ich einen Weg finden, damit richtig umzugehen. Dies war nicht immer ganz einfach war. Was ich in diesem Jahr am meisten erkannt habe ist, dass in Tansania die gleichen Menschen leben, wie bei uns. Sie leben bzw. wachsen nur in einem anderen Umfeld auf, das sie anders prägt. Aber letztendlich sind wir alle gleich. Afrika bzw. Tansania ist nicht nur ein Kontinent voller Krieg, Armut, Krankheit, schöner Natur und wilden Tieren. Es steckt viel mehr dahinter. Um das zu sehen, musste ich mich voll auf dieses Jahr einlassen und alle Vorurteile über Bord werfen. Das war und ist nur fair den Menschen vor Ort gegenüber. Jannik Ramminger
 Verteilung von Hilfsgüter an Vollwaisen